
„Aber alle dürfen außer ich!“ – Warum standhafte Medienerziehung kein Ausschluss ist
Wie du deinem Kind klarmachst, dass Nein sagen auch Liebe bedeutet
„Warum darf ich das nicht? Alle dürfen das!“
Ein Satz, der Eltern ins Wanken bringen kann – vor allem, wenn er mit großen Augen und verletztem Blick vorgetragen wird.
Ob Fortnite, TikTok oder ein neues Handyspiel – gefühlt „dürfen alle“, nur das eigene Kind nicht.
Und plötzlich steht man da:
Zwischen dem Wunsch, zu schützen – und der Angst, zu viel zu verbieten.
Aber genau hier beginnt eine der wichtigsten Aufgaben in der Medienerziehung: Standhaft bleiben. Mit Herz, mit Haltung – und mit Erklärung.
Wenn „alle“ dürfen – stimmt das wirklich?
Viele Kinder sagen: „Alle in meiner Klasse haben TikTok!“
Aber bei genauerem Nachfragen stellt sich oft heraus:
Manche dürfen nur mit Einschränkungen.
Andere haben es zwar, aber die Eltern wissen nichts davon.
Und wieder andere haben es – und kämpfen mit dem Druck, den es auslöst.
Tipp: Frag dein Kind genauer:
„Was genau machen die anderen auf TikTok?“
„Gibt es Regeln bei denen zu Hause?“
So wird schnell deutlich: Das vermeintliche „Alle dürfen“ ist oft eher ein Gefühl – kein Fakt.
Warum Einschränkungen wichtig sind – und keine Strafe
Ein Nein ist kein Liebesentzug. Es ist Schutz.
Und bei vielen digitalen Angeboten ist ein kritisches Hinterfragen mehr als angebracht:
❌ Fortnite – ab 12, aber nicht für jedes 12-jährige Kind geeignet
Starker Wettbewerbsdruck, Kampfszenen und Ingame-Kommunikation
Risiken: Cybermobbing, Überforderung, hoher Suchtfaktor
❌ TikTok – voller Reize, aber wenig Schutz
Algorithmen, die auch sexualisierte oder verstörende Inhalte zeigen
Challenges, Schönheitsideale und Cybergrooming-Risiken
Kein verlässlicher Jugendschutzmechanismus
Das heißt:
Du sagst nicht Nein, weil du Spaß verbieten willst – sondern weil du Verantwortung übernimmst.
Schließen wir Kinder damit aus? Oder schützen wir sie?
Viele Eltern haben Angst, ihr Kind zum Außenseiter zu machen.
Aber diese Angst ist oft unbegründet – und der Schaden, den unkontrollierter Zugang anrichten kann, deutlich größer.
Kinder brauchen Grenzen, an denen sie wachsen können – nicht Plattformen, auf denen sie untergehen.
Wenn ein Kind mit 9 Jahren auf TikTok landet, kann es Dinge sehen, die es emotional überfordern:
Schönheitswahn, Mobbing, sexualisierte Inhalte. Und manchmal: beängstigende Kontakte.
Ein Nein heißt dann eigentlich:
„Ich liebe dich – und ich möchte, dass du in deinem Tempo groß wirst.“
So erklärst du deinem Kind deine Entscheidung
✅ 1. Ehrlich sein – aber kindgerecht
„Ich weiß, dass du neugierig bist. Aber auf TikTok gibt es Inhalte, die dir Angst machen könnten. Ich will dich davor schützen.“
✅ 2. Gefühle ernst nehmen
„Ich verstehe, dass du dazugehören willst. Das ist wichtig – und es ist okay, traurig oder wütend zu sein.“
✅ 3. Alternativen bieten
„Wie wär’s mit einem gemeinsamen Spiel, das deinem Alter entspricht?“
„Vielleicht findest du auch coole YouTube-Kanäle, die wir gemeinsam entdecken können.“
✅ 4. Perspektive geben
„Das ist kein Nein für immer – sondern ein Noch-nicht. Wir schauen gemeinsam, wann es passt.“
Plädoyer für Eltern mit Haltung
Wenn du Nein sagst, sagst du nicht: „Ich vertraue dir nicht.“
Sondern: „Ich übernehme Verantwortung – weil du noch nicht alles allein tragen musst.“
Dein Kind wird dich nicht immer sofort verstehen.
Aber es wird spüren: Da ist jemand, der wirklich hinschaut. Der da ist. Der schützt.
Und später – das zeigen viele Gespräche mit jungen Erwachsenen – kommt oft der Satz:
„Damals fand ich’s doof. Aber heute bin ich froh, dass ihr das so gemacht habt.“
🎧 Hör-Tipp: Podcastfolge zum Thema
In der Folge „Aber alle dürfen außer ich!“ spreche ich ausführlich über den Druck, der durch „Vergleichsargumente“ entsteht – und wie Eltern ruhig, klar und mit Liebe standhaft bleiben können.
👉 Jetzt reinhören: